Saudi-Arabien und der internationale Fußball

 

Newcastle United

Am 7.Oktober 2021 wurde der englische Premier League-Klub Newcastle United zu 80 Prozent von einem Konsortium übernommen, das vom saudi-arabische Public Investment Fund (PIF) angeführt wird. Die Kaufsumme betrug 350 Millionen Euro, was im Vergleich zu den Preisen, die für andere Premier League-Adressen aufgerufen wird, nahezu ein Schnäppchen ist.  

PIF wurde 1971 vom saudischen Regime ins Leben gerufen, zum Zweck der Geldanlage im Auftrag der Regierung. PIF ist heute ein globaler Player, das Regime plant ihn im Rahmen ihres Entwicklungsplans Vision 2030 zum größten Staatsfond der Welt auszubauen. Chef des Fonds ist Mohammed bin Salman, Kronprinz und Premierminister Saudi-Arabiens, der den Journalisten Jamal Kashoggi zersägen und verbrennen ließ.

Die Übernahme von Newcastle United war nicht das erste Engagement in der Premier League. 2008 vereinbarte Manchester United ein Sponsoring mit Saudi Telecom, der größten Telefongesellschaft des Landes. 2017 wurde dieses ausgebaut. Auf der Homepage von United war damals zu lesen: „Strategische Partnerschaft: Der Verein unterstützt die saudi-arabische Sportbehörde bei der Schaffung eines nachhaltigen und florierenden Fußballsektors. Manchester United und die saudi-arabische Sportbehörde haben heute eine gemeinsame Absichtserklärung unterzeichnet. Der 20-fache englische Meister wird die saudi-arabische Sportbehörde bei der Entwicklung der Fußballindustrie im Rahmen der Vision 2030 unterstützen. Im Rahmen der neuen strategischen Partnerschaft wird United sein wirtschaftliches und sportliches Know-how an Vereine, Sportbehörden und Einzelpersonen in Saudi-Arabien weitergeben.

Die Partnerschaft ist Teil der saudischen Vision 2030, dem Plan zur Diversifizierung der saudischen Wirtschaft und zur Entwicklung des öffentlichen Sektors, der im vergangenen Jahr von Kronprinz Mohammad bin Salman angekündigt wurde. (…) Der Verein unterhält seit langem Beziehungen zu Saudi-Arabien und hat über fünf Millionen begeisterte Fans in der Region. Unsere Partnerschaft mit Saudi Telecom ist die am längsten bestehende von allen unseren kommerziellen Partnern. Es ist eine große Ehre für uns, die Fußballindustrie im Königreich mitgestalten zu dürfen, und wir glauben, dass wir hier viel bewegen können.“

Trotzdem: Bis zur Übernahme von Newcastle United besaßen Saudi-Arabiens Nachbarn Katar und die Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) einen deutlichen Vorsprung in Sachen Sportswashing. Katar gehörte Paris St. Germain, saß in der Führung der UEFA und der ECA, der Vereinigung der europäischen Großklubs, und war Ausrichter der WM 2022. Die VAE, genauer: das Emirat Abu Dhabi nannten vor allem Manchester City sein eigen, in der Saison 2022/23 Gewinner der UEFA Champions League.

Sportlich zahlte sich die Übernahme für Newcastle umgehend aus. Zunächst gelang der kaum noch für möglich gehaltene Klassenerhalt. Die „Magpies“ beendeten die Saison 2021/22 als Zwölfter. Eine Saison später verbesserte sich Newcastle United um acht Plätze und qualifizierte sich damit erstmals seit 20 Jahren wieder für die Champions League.

Für die Saison 2023/24 hat der Klub mit den Saudis einen weiteren Deal abgeschlossen: Neuer Trikotsponsor wird das saudische Veranstaltungsunternehmen Sela, das 29 Millionen Euro pro Spielzeit zahlt – viermal so viel wie der Vorgänger, ein chinesisches Glücksspielunternehmen.

 

Weltstars in der Saudi-Liga

Die Pläne der Saudis gestalten sich noch um mindestens eine Nummer ehrgeiziger als die von Katar und widmen sich auch der heimischen Liga. Katars Möglichkeiten sind hier bei einer Bevölkerung von lediglich ca. 2,7 Millionen beschränkt, zumal davon nur gut zehn Prozent katarische Staatsangehörige sind. Beim „Rest“ handelt es sich um weitgehend rechtlose Arbeitsmigrant:innen. Dagegen zählt Saudi-Arabien ca. 36 Millionen Einwohner: innen, von denen ca. elf Millionen Arbeitsmigrant:innen sind. 36 Millionen, das entspricht in etwa der Bevölkerungsgröße Polens. Ohne die Arbeitsmigrant:innen sind es immer noch ca. 25 Millionen und damit ca. drei Millionen mehr als die addierten Einwohnerzahlen der skandinavischen EU-Länder Dänemark, Finnland und Schweden. Anders als in Katar ist also für Publikum garantiert

67 Prozent der Bevölkerung sind jünger als 35. Viele der jungen Menschen sehnen sich nach Entertainment. Das Land hat eine Fangemeinde für Vereins- und Nationalmannschaftsfußball, die es mit vielen Ländern in Europa aufnehmen kann. Aber nicht mit den großen Ligen Europas. Mehrere Zehntausend Zuschauer kommen nur zu den Topspielen der Spitzenklubs wie al-Ittihad oder al-Hilal. Nur vier Klubs verbuchen einen Schnitt von über 10.000 Besuchern pro Heimspiel. An fast jedem Spieltag gibt es ein Spiel mit unter 1.000 Fans. 
Allerdings kann Saudi-Arabien auf eine lange Geschichte im Männerfußball zurückblicken und ist hier eine der erfolgreichsten Nationen Asiens. Die Nationalmannschaft war bei sechs der letzten acht Weltmeisterschaften dabei, bei der WM 2022 besiegte sie den späteren Weltmeister Argentinien mit 1:0.

Im Juni 2023 übernahm der PIF auch die heimischen Klubs Al-Ahli, Al-Hilal, Al-Nassr und Al-Ittihad. Damit verfügen diese Klubs über fast unbegrenzte finanzielle Ressourcen. Weitere Klubs wurden unter die Aufsicht von Regierungsbehörden und staatsnahen Institutionen gestellt. Das Regime will die Saudi Professional League (SPL) zu einer der zehn größten Fußballligen der Welt entwickeln – mit Hilfe von 20 internationalen Stars. Jeweils drei von ihnen sollen für die PIF-Klubs Al-Hilal, Al-Nasr, Al-Ittihad und Al-Ahli kicken, die „Big Four“ der Liga. Die anderen acht Klubs bekommen jeweils einen Star. Und die Nationalmannschaft? Diese rangiert aktuell in der FIFA-Weltrangliste auf Platz 54, soll aber unter in die Top 10 aufsteigen. 

Um die globale mediale Aufmerksamkeit für die Liga zu erhöhen, griffen die Architekten der Liga gleich ins oberste Regal der alternden Weltstars. Al-Nassr verpflichtete Cristiano Ronaldo, Al-Hilal Neymar (31) und Al-Ittihad Karim Benzemas (35). Ronaldo (38) soll 200 Millionen Euro pro Jahr kassieren. Neymars jährliches Grundgehalt wird von saudischen Medien mit ca. 100 Millionen Euro angegeben. Hinzu kommen einen Prämie von 80.000 Euro pro Sieg und 500.000 Euro pro positiven Post über die saudische Liga. (Neymar hat über 200 Millionen Follower auf Instagram.) Bei Benzema schwanken die Gehaltsangaben zwischen 50 und 200 Millionen.

Al-Nassr versicherte sich auch noch der Dienste von Sadio Mané (31, Bayern München), David Ospina (34, SSC Neapel), Marcelo Brozovic (30, Inter Mailand), Seko Fofana (28, RC Lens), Alex Tells (30, Manchester United) und Talisca (29, Guangzhou FC). Konkurrent All Ittihad holt noch N‘Golo Kanté (32, Chelsea), Fabinhoi (290, FC Liverpool) und Jota (24, Celtic Glasgow). Al-Hilal verpflichtete den Keeper Bono (32, FC Sevilla), Kalidou Koulibaly (32, Chelsea), Sergej Milinkovic-Savic (28, Lazio Rom), Rúben Neves 26, (Wolverhampton Wanderers), Ryard Mahrez (32, Manchester City) und Moussa Marega (32, FC Porto), Letzterer hat den Verein aber schon wieder verlassen. Und Al-Ahli versicherte sich der Dienste von Roberto Firmino (31, FC Liverpool) und Edouard Mendy (31, FC Chelsea), der mit einer Ablöse von 18,5 Millionen Euro der weltweit zweitteuerste U30-Keeper ist. Erwähnenswert auch die Transfers von Al-Ettifaq: Trainiert wird das Team von Steven Gerrard, der damit der prominenteste Trainer der SPL ist. Im Mittelfeld zieht Jordan Henderson (33, FC Liverpool) die Fäden, für ein wöchentliches Salär von 800.000 Euro. Vor ihm stürmt Moussa Dembelé (27, Olympique Lyon). 

Laut „Spiegel“ haben saudische Vereine allein in der Transferperiode des Sommers 2023 mehr als 700 Millionen Euro für internationale Stars ausgegeben. Lionel Messi wurden angeblich 500 Millionen pro Jahr angeboten bzw. 1,5 Milliarden für drei Jahre, aber der siebenfache Ballon-d’Or-Gewinner zog den MLS-Klub Inter Miami vor. Allerdings steht Messi beim saudischen Staat als Tourismusbotschafter auf der Gehaltsliste. 

 

Hitzlspergers Kritik

Als Jordan Henderson vom FC Liverpool zu Al-Effitaq wechselte, twitterte Thomas Hitzlperger, die alte „Marke“ Jordan Henderson sei damit „tot“.

In einem Gastbeitrag für den „Guardian“ erklärte der Ex-Nationalspieler, was er damit meine: „Er hat sich in der Vergangenheit für den Kampf gegen Homophobie eingesetzt, und die Menschen fühlen sich durch seinen Wechsel in ein Land verraten, in dem gleichgeschlechtliche Beziehungen illegal sind und mit der Todesstrafe geahndet werden können. Es ging nicht darum, die Menschen in Saudi-Arabien oder die Spieler für ihren Wechsel zu kritisieren. Es ist ihre Entscheidung, und es steht ihnen frei, dorthin zu gehen, wohin sie wollen. Aber was Henderson getan hat, steht im Widerspruch zu dem, was er gesagt hat.“

Hendersons Engagement für die LGBTQ+-Gemeinschaft sei „fantastisch“ und „immens“ gewesen. Doch „dann kommt ein finanziell lukratives Angebot, und er scheint plötzlich zu vergessen, wofür er in der Vergangenheit stand. Seine Unterstützung fühlt sich einfach nicht mehr echt an. In den letzten zehn Jahren, seit ich offen schwul bin, haben wir einen weiten Weg zurückgelegt, aber man kann die Verbesserungen nicht als selbstverständlich ansehen. Es ist ein ständiger Kampf. (…) Deshalb ist der Wechsel von Henderson von großer Bedeutung und eine große Enttäuschung.“

Spieler, die sich für eine gute Sache engagieren, müssten das wirklich ernst meinen und bereit sein, „die Konsequenzen zu tragen." Wenn man dazu nicht bereit sei, sollte man es lassen und „einfach Fußball spielen“. Die deutsche Nationalelf sei bei der WM 2022 ein passendes Beispiel dafür gewesen: „Vor der WM hatte ich die Gelegenheit, mit der Mannschaft zu sprechen. Ich fand, es war eine gute Gelegenheit für sie, ein Statement abzugeben, wofür sie stehen und wofür der deutsche Fußballverband steht. Aber wir können die Spieler nicht zwingen. Wenn sie nicht alle damit einverstanden sind, dass sie so etwas machen wollen, dann wird es schiefgehen, wie in Katar.“

 

FC Chelsea

Auffallend ist das große Interesse an Spielern von Chelsea. Nach dem Ausscheiden des russischen Oligarchen Roman Abramowitsch in Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine verkaufte dieser 60 Prozent und damit die Mehrheit der Anteile an die Investmentfirma Clearlake. Hierbei handelt es sich um ein Private-Equity-Unternehmen, das Geld bei Investoren einsammelt. Einer dieser Investoren ist PIF. Der Staatsfonds sorgt nun dafür, dass Chelseas verfahrene finanzielle Lage wieder in Ordnung gebracht wird. Der Klub verbuchte in der Saison 2022/23 ein Transferdefizit von über 500 Mio. Euro, allein für seine Wintertransfers gab Chelsea mehr Geld aus als alle Erstligisten in Spanien, Italien, Frankreich und Deutschland zusammengezählt. Der Erfolg blieb aus. Chelsea wurde nur Zwölfter und muss somit in der Saison 2023/24 auf Einnahmen aus der Champions League verzichten. 

Damit saß der Verein in einer finanziellen Klemme. Die Regeln der Premier League besagen, dass ein Klub pro Saison nicht mehr Geld ausgeben darf, als er einnimmt – plus eines Spielraumes von 35 Millionen Pfund. Chelsea waren deshalb bei Neuverpflichtungen die Hände gebunden. Der Kader war zu groß und zu teuer. Die vielen Transfers nach Saudi-Arabien spülen Geld nun in die leere Kasse und entlasten die Liste der Gehaltsempfänger – zumal der Wert der transferierten Spieler nicht den von ihnen bezogenen Gehältern entspricht. Was ein Klub an Einnahmen verbucht, muss aus dem Fußballgeschäft kommen. Im Falle von Chelsea kommen diese aber zumindest indirekt vom Investor, der PIF. Ex-Nationalspieler und TV-Experte Gary Neville fordert deshalb: „Die Premier League sollte ein sofortiges Verbot für Transfers nach Saudi-Arabien verhängen, um sicherzustellen, dass die Integrität des Fußballs nicht beschädigt wird."

Aktuell und insgesamt betrachtet profitieren die Premier League-Klubs erst einmal von der saudischen Transferoffensive, da diese ihnen teure Spieler abnimmt, die sportlich nicht mehr die erste Geige spielen. Die Superstars der SPL sind in der Regel über 30 Jahre alt. An Ronaldo, Benzema, Neymar und Mané besteht bei den Topklubs in Europa kaum noch ein Interesse – das Preis-Leistungsverhältnis stimmt nicht mehr. Anders als bei einem Kylian Mbappé.

Mittelfristig kann die SPL für die Premier League eine Herausforderung darstellen, da sich jüngere Fans in den sozialen Medien häufig mehr für einzelne Stars als für Vereine interessieren. In der „Süddeutschen Zeitung“ schreibt Sven Haist: „Über das Kräfteverhältnis zwischen Premier League und Saudi Pro League dürften daher in Zukunft vor allem die jungen Topstars entscheiden. Möchten sie lieber an der Seite der Altstars in Arabien spielen – oder bei den etablierten Klubs in Europa, um die nach wie vor renommiertesten Klub-Titel? Bisher hat die Premier League im Wettbewerb stets ihre finanzielle Überlegenheit ausgespielt. Das wird im Duell mit den subventionierten Pro-League-Klubs auf Dauer nicht funktionieren.“ 

Ernüchterung: „Ein Fehler“

Bei einigen Stars ist mittlerweile die Ernüchterung eingezogen. Die Gründe: das schlechte fußballerische Niveau, die miserablen Trainingsbedingungen, die häufig nur wenigen Zuschauer sowie ein unattraktives Freizeitangebot. Tilman Engel (59), der als Wirtschaftsberater beim Aufbau der Liga in Katar half, erzählt der „Welt“: „Schon vor 15 Jahren beim Aufbau der Liga in Katar haben sich Spieler und Agenten nicht richtig auseinandergesetzt mit den Ligen. Bei den Anwerbegesprächen blendet die Fünf-Sterne-Behandlung, aber viele der Vorzüge eines Sportstar-Lebens in Europa gibt es dort nicht. Ein bombastisches Millionengehalt in Empfang zu nehmen und zu erwarten, genau das Star-Leben wie in Europa führen zu können, muss scheitern.“ Außerdem sind die Stars es nicht gewohnt, wie gewöhnliche Angestellte behandelt zu werden. Engel: „Nach der Unterschrift sind auch die größten Stars nur Angestellte in den Augen der mächtigeren und reicheren Herrscher dahinter.“

Anfang Januar 2024 löste Jordan Henderson seinen Vertrag bei al Ettifaq auf und verzichte damit auf ca. 50 Millionen Euro Gehalt. Henderson: „Es war eine fußballerische Entscheidung.“ Sein Wechsel in die saudische Liga sein „ein Fehler“ gewesen. Auch Karim Benzema liebäugelt mit einer Rückkehr nach Europa. 

Was die Klubs aber nicht daran hindert, auch weiterhin ihre Fühler nach Stars aus Europa auszustrecken. So holte Tabellenführer al-Hilal für die Mitte Februar 2024 startende Rückrunde den Brasilianer Renan Lodi, der für 23 Mio. Euro aus Marseille kam. 

 

Die Klub-WM

Erste Anzeichen für ein massives Einsteigen des saudischen Regimes im Weltfußball gab es schon vor dem Erwerb von Newcastle United. 2018 versuchte FIFA-Boss Gianni Infantino, eine Marionette arabischer Autokraten und Diktatoren, die Champions League der UEFA mit einer auf 24 Teams aufgeblasenen Version der FIFA Klub-WM herauszufordern. Des Weiteren war die Einführung einer Weltliga für Nationalteams geplant. Für die Vermarktung dieser Formate boten Investoren 25 Milliarden US-Dollar für zwölf Jahre. Die potentiellen Investoren waren mit Saudi-Arabien verbandelt. Saudi-Arabien war auch Sponsor des (vorerst) gescheiterten Projekts einer europäischen Super League. 

Von den letzten sechs FIFA Klubs-WMs fanden fünf in den Golfstaaten statt, dreimal war die VAE Gastgeber, zweimal Katar. 2023 wurde das Turnier erstmals in Saudi-Arabien ausgetragen. Stephen Cockburn, Leiter der Amnesty-International-Abteilung „Wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte“ kommentierte die Entscheidung wie folgt: Die FIFA habe „wieder einmal die grausame Menschenrechtsbilanz" des Golfstaats ignoriert. Der Weltverband missachte „einmal mehr seine eigene Menschenrechtspolitik und macht sich mitschuldig an eklatantem Sportswashing." 

2022 wurde zum dritten Mal innerhalb von fünf Jahren das italienische Supercup-Finale in Saudi-Arabien ausgetragen. Luigi De Siervo, Geschäftsführer der Serie A: „Die nächsten beiden Ausgaben werden in Saudi-Arabien stattfinden, dann gibt es eine zweijährige Unterbrechung, in der das Turnier an einem anderen Ort ausgetragen werden kann, und dann wird es für weitere zwei Jahre nach Saudi-Arabien zurückkehren." Für die nächste Saison hat der Vertrag einen Umfang von 23 Millionen Euro. 

 

FC Bayern München

Bayern München ist auch schon in Riad gewesen. 2015 hängte der FC Bayern an sein inzwischen bereits obligatorisches Trainingslager in Doha ein Testspiel in Riad an, der Hauptstadt von Saudi-Arabien. Im König-Fahd-Stadion wurde Al-Hilal mit 4:1 besiegt. Der Bundesligist kassierte hierfür eine Gage im Millionenbereich, die laut „Süddeutscher Zeitung“ der Bayern-Partner Volkswagen an die Säbener Straße überwies. 

Der Besuch der Bayern fiel in eine Zeit, als sich der demokratische Teil der Weltöffentlichkeit über die Folterung des saudischen Bloggers Raif Baldawi empörte. Baldawi hatte in auf der von ihm gegründeten Website „Freie Saudische Liberale“ für Religionsfreiheit bzw. einen säkularen Staat und geschlechtliche Gleichberechtigung geworben. 2014 wurde Baldawi wegen „Beleidigung des Islam“ zu zehn Jahren Haft und 1.000 Peitschenhieben – aufgeteilt in 20 Portionen à 50 Hiebe – verurteilt, nachdem ihn ein islamisches Rechtsgutachten zum „Ungläubigen“ erklärt hatte. Das Gericht warf Baldawi vor, Muslime, Christen, Juden und Atheisten als gleichwertig zu betrachten. Für die Richter war dies ein Verstoß gegen das Anti-Terror-Gesetz. 

Der erste Teil der Strafe wurde einige Tage vor dem Eintreffen des FC Bayern in Saudi-Arabien vollstreckt. Die zweiten 50 Hiebe sollte Baldawi während des Besuchs erhalten, aber das Opfer war bei der ersten Auspeitschung so schwer verletzt worden, dass die Fortsetzung der Folter aufgeschoben wurde. Einen Tag vor dem Freundschaftsspiel des deutschen Rekordmeisters wurde in Mekka eine Frau öffentlich enthauptet. Damit sich die Enthauptung möglichst schmerzhaft gestaltete, war das Opfer nicht einmal narkotisiert worden. Es war seit Jahresbeginn bereits die siebte Hinrichtung in Saudi-Arabien.

Frauen waren bei der Partie gegen Al-Hilal übrigens nicht zugegen – ihnen war das Betreten eines Fußballstadions in Saudi-Arabien bis 2018 verboten. Den FC Bayern focht aber auch das nicht an.