Geschichte wiederholt sich nicht?!

Fast auf den Tag genau 90 Jahre nach den Olympischen Spielen 1936 in Berlin wird die FIFA WM 2026 stattfinden. Wir sehen Parallelen zwischen heute und damals und fragen uns, ob es ein Déjà-vu geben wird.

 

Die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 26™ wird vom 11. Juni bis zum 19. Juli 2026 stattfinden. Ausgetragen wird sie in den USA, Mexiko und Kanada. Diese drei Länder setzten sich 2018 mit dem Slogan „United 2026“ gegen Marokko in der Bewerbung durch. Wie viel dieser Slogan noch wert sein wird, nachdem die US-Regierung unter Donald Trump weitreichende Zölle auf Waren aus den WM-Partnerländern verhängt hat, wird man sehen.

 

Sehen wird man wohl auch, wie der US-amerikanische Präsident dieses Sportereignis, das weltweit Milliarden Zuschauer generiert, für seine Propagandazwecke nutzen wird. Zwar ist der Fußball (Soccer) in seinen Augen kein Männersport, unamerikanisch und „woke“, aber hey: Bis vor wenigen Monaten wetterte er auch gegen Elektro-Autos, die nur was für Linke, Transmenschen und „woke“ Demokraten seien. Mittlerweile tritt er im Garten des Weißen Hauses als Tesla-Verkäufer auf und lobt die Fahrzeuge, die sein Buddy Elon Musk produzieren lässt, über den grünen Klee. 

 

Der ehemalige Reality-TV-Darsteller, dieser trotz Daddys 400 Millionen US-Dollar Startkapital immer wieder und selbst mit einem Spielcasino Pleite gegangene Immobilienhai sowie in 34 Fällen verurteilte Straftäter wird die Kameras und damit die Weltöffentlichkeit bei diesem Turnier auf sich und sein Land zu ziehen wissen. „Man, women, camera, TV“ – einem der schwierigeren Teile aus dem angeblichen Test seiner kognitiven Leistungsfähigkeit während seiner ersten Amtszeit 2016 bis 2020 – bekommt damit eine völlig neue Dimension.

 

Ein probates Mittel der Politik ist es ja, durch sportliche Großereignisse, außenpolitische Themen oder das dauernde Reden über die Fehler der anderen von den eigenen Problemen abzulenken. Deshalb ist es schon heute absehbar, dass die MAGA-Propagandamaschine auf vollen Touren laufen wird. Und wenn es um Propaganda und den Einsatz aller zur Verfügung stehenden Medien geht, hat Donald Trump ein Vorbild, aus dessen Reden er sich schon das eine oder andere Mal wörtlich bedient hat. Diese sind zwar schon 90 Jahre alt, aber was damals schon gut funktioniert hat, kann ja heute nicht schlecht sein.

 

Um der ganzen Welt zu zeigen, dass Deutschland unter seiner Führung ein friedliebendes, soziales und wirtschaftlich aufstrebendes Land sei, hatte seinerzeit Adolf Hitler alle propagandistischen Möglichkeiten ausgeschöpft.

Zufällige Ähnlichkeiten?

„Die Handlung und alle handelnden Personen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder realen Personen wären rein zufällig“, heißt es gern in Romanen, aber die Parallelen zwischen damals und heute sind doch augenscheinlich.

 

Hitler war offiziell auf die Forderungen des IOC nach Einhaltung der olympischen Regeln eingegangen. Dazu gehörte unter anderem, „alle Rassen und Konfessionen“ in den Olympiamannschaften zuzulassen und auch deutsche Juden nicht prinzipiell von den Spielen auszuschließen.

 

Dass die FIFA solche Regeln aufstellen und auf deren Einhaltung pochen wird, ist im Hinblick auf ihr Gebaren im Falle Argentinien 1978, Russland 2018, Katar 2022 und Saudi-Arabien 2034 – um nur einige zu nennen – nicht wirklich zu erwarten. Also grünes Licht für den GRÖDAZ (größter Dealmaker aller Zeiten).

 

Was 1936 „rassefremd“ und dem Regime ein Dorn im Auge war, ist heute „nicht-amerikanisch“ und wird aus ähnlich rassistischen Gründen bereits jetzt zu Hunderttausenden „remigriert“. Sicher nicht der WM 2026 wegen, aber für schöne Hochglanzbilder allemal hilfreich. Dass dabei Gesetze gebrochen und Gerichtsurteile missachtet werden: Who cares? Erstere kann man ändern und unliebsame Richter durch eigene ersetzen. Auch das hatten wir vor 90 Jahren schon mal.

 

Waren es 1936 noch die ersten jemals über den Äther verschickten Live-Bilder des olympischen Großereignisses, werden es 2026 die vielen TV-Kanäle, sozialen Medien und Podcasts sein, die im Sinne des Präsidenten und damit im Sinne Amerikas berichten werden. Wer nicht auf Linie ist, bekommt bereits heute Gelder gestrichen, die Sendeerlaubnis entzogen oder wird schlicht als illegal deklariert.

 

All das kann natürlich nur im Sinne Gianni Infantinos und „seiner“ FIFA sein. Denn Demokratie und mithin Volkes Wille stören nur bei der Umsetzung seiner Pläne. Da sind autokratische Regimes wesentlich hilfreicher, denn hier sind „Macher“ am Ruder. Win/Win garantiert, und Loser oder gar Menschenrechte sind es nicht wert, dass man sie überhaupt beachtet. Wenn Donald Trump seine Deals mit einem gewissen „Johnny“ Infantino macht, wird dieser das in Anbetracht der zu erwartenden Milliardengewinne verschmerzen können.

 

Wir sehen das so: Zwar werden die Bilder 2026 zahlreicher und bunter werden als vor 90 Jahren, aber deshalb die Parallelen umso deutlicher hervortreten lassen. Déjà-vu garantiert!

Welche Freunde? 

US-amerikanische Entwicklungspolitik vor der 23. Fußball-Weltmeisterschaft 

„Die Welt zu Gast bei Freunden“ – das war das Motto der Fußball-WM 2006 in Deutschland. 20 Jahre später wird die Weltmeisterschaft in drei Ländern ausgetragen, die schon untereinander keine Freunde (mehr) sind. Die Aggressionen der Trump-Regierung gegen die Mitveranstalter sind einen eigenen Beitrag wert – hier soll auf einen entwicklungspolitischen Rundschlag verwiesen werden, der sich gegen viele Länder richtet, darunter auch teilnehmende Nationen. So kommen neun Nationalmannschaften in den Endrunden aus Afrika und acht aus Asien.

 

Gerade in afrikanischen Ländern löste die sofort nach der Machtübernahme erfolgte Ankündigung Elon Musks, USAID aufzulösen, pures Entsetzen aus. Warum?

 

Die 1961 gegründete Behörde USAID ist (mit der Bereitstellung von 40 Prozent der Gesamtmittel) die weltweit größte Institution, die Entwicklungszusammenarbeit durchführt. Sie hatte rund 10.000 Mitarbeitende und ein Budget von gut 60 Milliarden Euro pro Jahr. Entgegen irrlichternder Vorwürfe politischer Gegner, USAID habe sich auf Themen wie Trans-Comics in Peru fokussiert, wurden mit den Mitteln von USAID Armut bekämpft, Minen geräumt, demokratische Strukturen gestärkt (war das der Fehler?!), Nothilfen in Krisen- und Katastrophenfällen geleistet oder Umweltschutzprojekte implementiert.

 

Das sofortige Aus von USAID wurde von Richtern gestoppt, als einige Gebäude schon geleert und die bezeichnenden Namen verdeckt worden waren. Zunächst gab es einen 90tägigen „Freeze“ und eine unsichere Zukunft. Das bedeutete in den USA sofort einen finanziellen Tiefschlag für unterstützten Programme und Organisationen, und den Verlust vieler Arbeitsplätze

 

Während Universitäten und Nichtregierungsorganisationen die möglichen und wahrscheinlichen Auswirkungen der Auflösung von USAID zu beschreiben versuchten, Klagen bei Gerichten eingereicht und Appelle formuliert wurden, amerikanische MitarbeiterInnen schockiert langer Arbeitslosigkeit entgegensahen, wurde nur eines klar:

Menschenleben haben in der Politik dieser Regierung keinen Wert. Und so informierte Außenminister Marco Rubio den amerikanischen Kongress nun, dass USAID zum 1. Juli aufgelöst wird.

 

Sechs Millionen Tote…

Die Folgen in den USA sind fast harmlos im Vergleich zu den internationalen Auswirkungen. Der „Spiegel“ berichtete, dass Trump die Mittel für Impfallianz „GAVI“ (u.a. für die Malariabekämpfung) in Höhe von rund 76 Millionen Dollar streicht. Das UN-Aidsprogramm UNAIDS warnt vor einer neuen Aids-Pandemie, wenn die rund 50-prozentige Finanzierung des Programms aus den USA nicht doch noch erfolgt oder wenn nicht andere Geldgeber in die Bresche springen. Exekutivdirektorin Winnie Byanyima prognostiziert zusätzliche 8,7 Millionen Neuinfektionen und 6,3 Millionen Todesfälle in den kommenden vier Jahren! Dabei könnte Gilead Sciences, Inc. (ein Pharmazie- und Biotechnologieunternehmen aus Kalifornien) mit der Auslieferung seiner HIV-Produkte sogar weiter hohe Gewinne erzielen.

 

Dabei war eine Institution wie USAID ja nicht durchgängig altruistisch ausgerichtet, sondern gab der US-amerikanischen Wirtschaft Impulse und verschaffte den USA geopolitisch strategische Vorteile. In Lateinamerika zum Beispiel Migrationsursachenbekämpfung und Drogenhandel; in Südostasien waren beispielsweise Programme zur Minenräumung wirkungsvoll im strategischen Wettbewerb mit China! Die FAZ berichtete, die chinesische Regierung “soll nach der Einstellung der Zahlungen aus Washington einer kambodschanischen Organisation mehrere Millionen Dollar zusätzlich für die Minenräumung zur Verfügung gestellt haben.“ 

 

Der Menschenrechts-Blog der Universität von Alabama fasst die Folgen sachlich zusammen:

https://sites.uab.edu/humanrights/2025/03/16/impacts-of-terminating-usaid-united-states-agency-for-international-developement/

WM 2026 in den USA

Infantino küsst den Ring des Autokraten

Oliver Bierhoff, Ex-Manager der DFB-Elf, findet Donald Trump super. Dass Trump ein Faschist und Rassist ist: geschenkt. Dass Trump sportliche Großereignisse politisch instrumentalisiert, um seine Macht und die Kraft seines Faschismus‘ zu demonstrieren: kein Problem – im Gegenteil! 

Bierhoff sagte nach der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten: „Ich bin sicher, dass sich Trump und Amerika als Top-Sportnation bei der WM 2026 und Olympia 2028, aber auch schon bei der Klub-WM im nächsten Jahr darstellen wollen und werden.“ Trump werde „die großen internationalen Sportbühnen, auf die die ganze Welt schauen wird, für die USA und sich persönlich nutzen wollen. Insofern sind das gute Voraussetzungen für die Großevents.“ 

Dieser Logik folgend, kann man auch Adolf Hitler als Segen für den großen Sport preisen. Sowie – einige Nummer kleiner – Putin, Xi Jinping, den Emir von Katar, Recep Erdogan, nicht zu vergessen den Schlächter von Riad: Mohammed bin Salman, Kronprinz von Saudi-Arabien, Gastgeber der WM 2034. 

Laut dem Faschismusforscher Jason Stanley befinden sich die USA in einer faschistischen Dynamik. Stanley: „Die Kultur der Lüge, die Dämonisierung von Gegnern, das Verbot von Komplexität, die Rückkehr der völkischen Rhetorik, der Angriff auf autonome Institutionen – all das ist da.“ Infantino und Co. wollen an dieser Dynamik partizipieren. 

Während nach der Wahl Trumps weltweit Demokraten in Schockstarre verharrten, waren Bierhoff und FIFA-Boss Gianni Infantino einfach nur begeistert. Dass nicht Kamala Harris die Wahl in den USA gewann, sondern Donald Trump, war gut für Infantino und Co.: Denn Kamala Harris hätte das Turnier nicht so groß gemacht, wie Trump es groß machen will. 

Seelenverwandte 

Dass Sportfunktionäre und Autokraten/Oligarchen/Diktatoren Seelenverwandte sind, das wissen wir spätestens seit den Olympischen Spielen in Nazi-Deutschland. So bitter diese Erkenntnis auch ist: Autokratische und faschistische Regime sind Wunschpartner für den ganz großen Sport. 

Manchmal gewinnt man den Eindruck: Funktionäre wie Gianni Infantino stellen sich nicht nur einfach in den Dienst von faschistischen und autokratischen Regimen, was ja schon schlimm genug wäre – nein, sie fördern diese und ihre autoritäre Gedankenwelt auch noch aktiv. Die FIFA-Spitze schreit geradezu nach Faschismus. Und nach Männern, die Demokratie verachten, die rechtsstaatliche Hürden bei der Organisation des Events rücksichtlos beiseite räumen, auch unter Anwendung von Gewalt. Nach Männern, die sich und ihr Regime im Glanz des Spiels sonnen möchten. Ob 2018, 2022 oder jetzt 2026: Vor jeder WM verspricht Infantino das größte Turnier aller Zeiten. Der Sport ist damit nicht gemeint. 

„Du wolltest die WM dort haben, ich wollte die WM dort haben“, sagte Trump 2020 auf dem Wirtschaftsforum in Davos zu Infantino gewandt – der FIFA-Boss sollte sich eigentlich beim Bewerbungsverfahren neutral verhalten. Aber die Versuchung des Trumpismus war einfach zu groß. In seiner Rede in Davos schmalzte Infantino, der US-Präsident sei „definitiv einen Sportler“, der „aus dem gleichen Holz geschnitzt“ sei wie „die talentiertesten Fußballer“. Trump mache „den amerikanischen Traum wahr“. Und das sei „etwas, was wir alle haben müssen“. Der „stern“ kommentierte die Peinlichkeit: „Je länger seine Ausführungen dauerten, desto mehr salbende Worte fand Infantino für den US-Präsidenten.“ 

„Der Sportkomplex ist eine politische Supermacht“, schreibt der Politikwissenschaftler Claus Leggewie. Eine politische Supermacht, „die derzeit eindeutig nicht auf Seiten der Demokratie steht“. Sondern sich mit ihren Gegnern gemein macht. 

Allerdings: Im Vergleich mit Trump ist Infantino eine kleine Nummer. Schon in Katar hat sich gezeigt: Die Regie führen die Autokraten – da kann Infantino noch so häufig betonen, dass er nicht fusselt, wenn man sich mit ihm das Gesäß abwischt. Trump hat die WM zur Chefsache erklärt, und mit „Chef“ meint er nicht Infantino. So hat der Präsident eine WM-Task-Force ins Leben gerufen, deren Arbeitsstab würde er persönlich vorstehen. In der Auftragsbeschreibung werden die Mitausrichter Kanada und Mexiko nicht einmal erwähnt. Ein Einspruch der FIFA ist nicht überliefert. 

Noch einmal Jason Stanley: „In der Literatur über Faschismus – bei Hannah Arendt, bei Horkheimer und Adorno – taucht immer wieder das Bild des faschistischen Führers als Gangsterboss auf. Genau das sehen wir: Man verlangt Unterwerfung, Loyalitätsbeweise. Die Institutionen sollen den Ring küssen. Wer sich weigert, wird öffentlich gedemütigt. Oder inhaftiert.“ Bei Trumps Inauguration war auch Infantino dabei, von Trump herablassend „Johnny“ genannt. „Johnny“ beließ es nicht beim Küssen – er knutschte den Ring: „Was für eine Ehre, was für ein Privileg: Bei seiner Siegesfeier hat Präsident Donald J. Trump die FIFA und mich erwähnt…“ Geht es noch devoter? 

Trump braucht kein Sportswashing 

Doch gibt es einen Unterschied zwischen dem letzten und dem nächsten Turnier-Gastgeber: Das Regime in Doha war darum bemüht, von seinem autokratischen Charakter, der Ausbeutung und Entrechtung ausländischer Arbeitskräfte sowie den Menschenrechtsverletzungen im Emirat abzulenken. 

 Trump ist niemand, der Schönfärberei betreibt, der mittels des Sports über die hässlichen Seiten seiner Regierungspolitik und seine aggressiven Absichten ablenken will. Anders als den Kataris und den Saudis geht es Trump nicht um Sportswashing. Seine Allmachts-Fantasien lebt er offen aus. 

Vor dem Finale zwischen den USA und Kanada beim Eishockey-Turnier „4-Nations Face-Off“ schrieb Trump auf seiner Media-Plattform „Truth Social“: „Ich werde unsere großartige amerikanische Eishockeymannschaft anrufen, um sie zum Sieg heute Abend gegen Kanada anzuspornen, das mit viel niedrigeren Steuern und viel stärkerer Sicherheit eines Tages, vielleicht schon bald, unser geschätzter und sehr wichtiger 51. Staat werden wird.“ Auch das Weiße Haus gab eine Erklärung ab: „Wir freuen uns darauf, unseren bald 51. Bundesstaat zu schlagen.“ Für Trump sind die derzeitigen Handelskonflikte mit den Co-Gastgebern Mexiko und Kanada kein Problem. Im Gegenteil: Diese würden der WM zugute kommen. Denn sie machten das Turnier viel spannender.