DFB und VW
VW als Sponsor des DFB
Seit Januar 2019 ist die Volkswagen AG Generalsponsor des DFB, der Vertrag läuft bis zum 31. Juli 2024. Pro Jahr fließen dafür vermutlich zwischen 25 und 30 Millionen Euro, was ein Mehrfaches des bis dato durch Mercedes-Benz gezahlten Betrages wäre. Beide Seiten haben Interesse geäußert, die Partnerschaft nach der EM 2024 fortzusetzen. Die Verhandlungen dazu begannen bereits im September 2023.
Die Frage ist, ob VW ein geeigneter Partner für den deutschen Fußball ist.
Kurze Anmerkungen zur VW-Geschichte
Die Volkswagen AG galt viele Jahrzehnte als Vorzeigeunternehmen des westdeutschen „Wirtschaftswunders“. Im Vordergrund der Wahrnehmung standen der Erfolg der „Käfer“- und „Golf“-Modelle sowie die vergleichsweise guten Arbeitsbedingungen im Werk.
Dass das Werk in Wolfsburg eine Gründung des NS-Regimes war und vor 1945 fast ausschließlich Rüstungsgüter produzierte (darunter auch die V-1), wurde seinerzeit nicht weiter thematisiert. Ebenso wenig, dass dafür ca. 20.000 Zwangsarbeiter:innen (Kriegsgefangene und KZ-Insassen, u.a. ungarische Jüdinnen) eingesetzt worden waren. Der Konzern weigerte sich viele Jahre, diese Schuld anzuerkennen und Entschädigungszahlungen zu leisten. Erst 1998 gab er dem öffentlichen Druck nach und richtete eine humanitäre Stiftung von 20 Millionen DM ein (ein Vierzigstel des damaligen VW-Jahresgewinns). Lediglich jede/r Zehnte der ehemaligen Zwangsarbeiter:innen erhielt eine persönliche Entschädigung.
Seit den 1960er Jahren unterhielt der Konzern mit „Volkswagen of South Africa Limited“ eine Tochter im damaligen Apartheid-Staat. Auch im dortigen VW-Werk wurde Apartheid praktiziert. Mitte der 1980er Jahre wurde bekannt, dass das brasilianische Tochterunternehmen „VW do Brasil“ mit der brasilianischen Militärdiktatur eng zusammenarbeitete (s.u.). Dies wurde jedoch in der westdeutschen Öffentlichkeit ebenso wenig kritisch thematisiert wie das Engagement in Südafrika.
2005 beschädigte eine Korruptionsaffäre das vielfach gerühmte Modell der Sozialpartnerschaft im VW-Konzern. Unter anderem wurden Luxusreisen und Bordellbesuche von Betriebsratsmitgliedern auf Firmenkosten bekannt. Personalchef Peter Hartz musste gehen.
Doch erst der Abgasskandal (s.u.) brachte den Ruf des Konzerns nachhaltig ins Wanken. Die Manipulationen wurden im September 2015 aufgrund von Untersuchungen der US-amerikanischen Umweltbehörde bekannt. Noch während der Skandal aufgeklärt wurde, verhandelte der DFB mit VW über die Sponsorenschaft, was Kritik in der Öffentlichkeit hervorrief. Die „Süddeutsche Zeitung“ schrieb 2017 (zu einem Zeitpunkt also, als der Abgasskandal hochaktuell und die DFB-Männerelf amtierender Weltmeister war):
„Deutschlands Fußball steht für Solidität und Qualität, VW hingegen für Lug und Betrug. Das disqualifiziert den Konzern als Partner.“ Und ausführlicher: „Die Nationalmannschaft (…) braucht andere Partner. Sie ist ein wichtiger Botschafter für Deutschland. Wegen der weltweiten Bedeutung des Fußballs trägt sie zum positiven Image der Bundesrepublik in der Welt bei. Diese Mannschaft ist aber auch Botschafter nach innen. Millionen Kinder, Jugendliche und Erwachsene bewundern Kicker wie Thomas Müller oder Jérôme Boateng. Die Sportler sind Vorbilder. Wenn aber fast jedes Kind weiß, dass VW nicht nur für Golf und Passat steht, sondern für Betrug und Täuschung, eignet sich dieses Unternehmen nicht als Leitbild, schon gar nicht für junge Menschen.“
Katar
Hauptaktionäre bei VW sind die Porsche Automobil Holding (53 % der Stimmrechte), das Land Niedersachsen (20%) sowie seit Dezember 2009 die (staatliche) Qatar Investment Authority QIA (17%). Der Rest befindet sich in Streubesitz. Zwei Vertreter:innen Katars sitzen im VW-Aufsichtsrat: Mansoor Bin Ebrahim Al-Mahmoud vom QIA-Vorstand der QIA sowie die ehemalige katarische Informationsministerin Hessa Sultan Al Jaber.
Katar gilt neben dem Iran als finanziell bedeutendster Unterstützer der islamistischen Hamas im Gaza-Streifen. Nach dem abscheulichen Terrorangriff der Hamas im Oktober 2023 wurde diese Verbindung wieder stärker thematisiert. Der VW-Konzern fühlte sich davon nicht tangiert. Der NDR berichtete: „Die Unternehmens-Zentrale in Wolfsburg hingegen äußert sich zwar, bleibt aber allgemein. ‚Das Emirat Katar hält über die Qatar Holding LLC 17 Prozent der Stammaktien der Volkswagen AG. Katar trägt als langfristiger Investor die Unternehmensstrategie der Volkswagen AG vollumfänglich mit.‘Zu politischen Fragen, etwa einer möglichen Unterstützung von Terrororganisationen wie der Hamas, will sich das Unternehmen nicht äußern. Zu den Angriffen auf Israel teilt VW noch mit: ‚Der Volkswagen Konzern hat mit großer Bestürzung und Betroffenheit die Nachrichten über die Terror-Angriffe auf Israel aufgenommen. Unsere Gedanken sind bei allen Menschen, die in diesen Tagen Terror, Krieg und Gewalt ausgesetzt sind.‘ Aus ‚Produktionssicht‘ sei der Konzern von dem Konflikt zumindest nicht betroffen, da VW nur wenige Lieferanten mit Produktionsstätten in Israel habe.“ Fazit des NDR: „Offene Kritik an Katar ist in Wolfsburg nicht vorgesehen.“
Neben der Niedersächsischen Landesregierung („kein Kommentar“) hätte der NDR auch den DFB fragen können. Etwas zugespitzt könnte mensch sagen, dass der Verband auf dem Umweg über VW indirekt von Katar gesponsert wird – wie auch (direkter) der FC Bayern und die Hamas. Keine schöne Situation…
China
VW ist seit Ende der 1970er Jahre auf dem chinesischen Markt aktiv und gilt als wichtigster ausländischer Partner der chinesischen Automobilindustrie. Die „Volkswagen Group China“ betreibt gemeinsam mit staatlichen chinesischen Unternehmen eine Vielzahl von Produktionsstätten. Mittlerweile fertigt und verkauft Volkswagen rund 40-50 Prozent seiner Autos in China. 2017 waren es 3,14 Millionen Fahrzeuge.
In der Kritik steht vor allem ein Werk in Ürümqi (bzw. Urumchi), das VW seit 2013 gemeinsam mit dem chinesischen Staatskonzern SAIC betreibt. Ürümqi ist die Hauptstadt der Uigurischen Region Xinjiang. Über die politische Situation dort berichtete der „Spiegel“ im Mai 2022: „Seit vor knapp 13 Jahren blutige Unruhen die Region erschütterten, versucht die chinesische Regierung, sie mit maximaler Überwachung unter Kontrolle zu halten. Die Behörden haben Hunderttausende muslimische Uiguren, deren Heimat Xinjiang ist, in Internierungslager gesteckt. Das amerikanische Außenministerium spricht von einem ‚Genozid‘, ebenso das niederländische und kanadische Parlament.“ Auch der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages spricht angesichts von Zwangssterilisierungen, Lagern und langen Haftstrafen von einem Völkermord an den Uiguren. Hunderttausende müssen sklavenähnliche Zwangsarbeit verrichten.
Eine Studie der Sheffield Hallam University sieht es als erwiesen an, dass auch verschiedene Zulieferer des VW-Werkes in Xinjiang in staatliche Arbeitstransfer-Programme involviert sind, die auf Zwangsarbeit basieren. Seit Jahresbeginn 2023 ist VW nach dem neuen Lieferkettengesetz für Verstöße gegen das Menschenrecht verantwortlich, auch wenn sie durch beauftragte Drittfirmen geschehen. Die Bundesregierung sieht das Engagement in Xinjiang daher kritisch und verwehrte VW Garantien für weitere Investitionen in China, soweit sie Bezug zum Werk in Xinjiang haben. Ein Ende des Engagements in Xinjiang wäre laut Wissenschaftlichem Dienst des Bundestages aufgrund der neuen Gesetzeslage „fast unausweichlich“; es drohten Geldbuße und möglicherweise strafrechtliche Konsequenzen für die Manager.
VW selbst will „keine Hinweise auf Menschenrechtsverletzungen in diesem Werk“ erkennen, wie es im Februar 2023 verlautbarte. Man wolle daher an der bis 2030 laufenden Kooperation festhalten. Der „Spiegel“ über die Motive des Konzerns: „Rein wirtschaftlich gesehen, könnte VW das Werk jederzeit dichtmachen. Insgesamt gut 40 Fertigungsstätten betreibt der Konzern mit Partnern in China, einzelne Werke haben eine Jahreskapazität von bis zu 600.000 Autos. Ürümqi hingegen war von Beginn an auf lediglich 50.000 Autos ausgelegt. Ein winziger Bruchteil der drei bis vier Millionen Fahrzeuge, die der Konzern in der Volksrepublik jährlich absetzt. Dass VW dennoch am Standort festhält. hat allem Anschein nach vor allem einen Grund: Der Konzern beweist der Regierung damit seine Treue.“
Das Werk in Xinjiang wird seit mehreren Jahren von den Kritischen Aktionärinnen und Aktionären auf VW-Jahreshauptversammlungen thematisiert. Bei der Hauptversammlung im Mai 2023 in Berlin demonstrierten Mitglieder der Gruppe ihren Protest gemeinsam dem Weltkongress der Uiguren und der Gesellschaft für bedrohte Völker. Haiyuer Kuerban vom Uiguren-Weltkongress berichtete dort über die Situation in seiner Heimatregion: „Alles, was im Verdacht steht, uigurisch zu sein, einschließlich der Bevölkerung, soll ausgelöscht werden, und zwar möglichst so, dass es nach außen hin niemand merkt. Hinter den Mauern von Internierungslagern und Gefängnissen verschwinden Millionen von Uiguren und Angehörige anderer Turkvölker. Geleakte Dokumente und Zeugenberichte dokumentieren grausamste Haftbedingungen einschließlich Folter und Massenvergewaltigungen. Zudem werden Tausende Uiguren zur Arbeit in Fabriken in ganz China gezwungen.“ Kuerban zweifelte die Aussage der VW-Geschäftsführung an, wonach es in seinem Werk keine Menschenrechtsverletzungen dulde.
Mittlerweile hat das European Center for Constitutional and Human Rights (ECCHR) Beschwerde gegen VW, BMW und Mercedes-Benz beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle eingereicht. Die Beschwerde wird vom Weltkongress der Uiguren und dem Dachverband Kritische Aktionärinnen und Aktionäre unterstützt. Demnach pflegen die drei Automobilhersteller Lieferbeziehungen zu Unternehmen, die möglicherweise in Zwangsarbeit verwickelt sind. Unabhängige Kontrollen seien nicht möglich, daher gelte: „Solange es keine glaubwürdigen und wirksamen Sorgfältigkeitsprüfungsmechanismen gibt, sollten Unternehmen ihre Geschäftsaktivitäten dort einstellen.“
VW hat inzwischen ein „transparentes, unabhängiges externes Audit“ angekündigt. Die Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre äußerten allerdings „begründete Zweifel, ob nun ein externes Audit in diesem konkreten Fall eine effektive und ausreichende Maßnahme darstellen kann“. Die Unterdrückungspolitik in der uigurischen Region mache es unmöglich, „valide Information vor Ort zu erheben“. Vielmehr sehe man „ein sehr großes Risiko, dass die chinesische Regierung das Audit für ihre internationale Desinformationskampagne missbraucht, um die tatsächlichen Zustände im Werk zu verschleiern“. Dabei wird auch auf ein neues Spionageabwehrgesetz in China verwiesen, demzufolge Angestellten von Auditfirmen „lange Haftstrafen oder sogar die Todesstrafe“ drohen.
Es ist zu befürchten, dass VW mithilfe eines von chinesischen Offiziellen abgesegneten Audits sein Engagement in Xinjiang zumindest bis Ende des Jahrzehnts legitimiert.
Brasilien
Kooperation mit der Militärdiktatur: VW do Brasil hat sich in den Jahren der brasilianischen Militärdiktatur (1964-1985) aktiv an politischer Verfolgung beteiligt, indem es eigene Mitarbeiter:innen (insbesondere Gewerkschafter:innen) bespitzelte und der Militärpolizei auslieferte. Auch wurden Festnahmen und sogar Folter auf dem eigenen Werksgelände zugelassen. Der Mutterkonzern in Wolfsburg war vermutlich informiert, blieb aber untätig.
Im September 2015 erhoben Betroffene, Menschenrechtsgruppen und Gewerkschaften Sammelklage gegen VW. Es kam im Jahr 2020 zu einem Vergleich. Danach zahlt VW einem Opferverband ca. 2,5 Millionen Euro und spendet
ca. 3 Millionen Euro an Menschenrechtsorganisationen. VW lehnt weiterhin die Verantwortung für die damaligen Vorgänge ab und sieht die Verantwortung bei einzelnen Mitarbeitern, obwohl eine von VW selbst in Auftrag gegebene Studie etwas anderes aussagte. Dieser Studie zufolge hat „der damalige Vorstand von VW do Brasil wissentlich und billigend in Kauf genommen, dass sein ihm weisungsgebunden unterstellter Werkschutz Menschen der Folter ausgeliefert hat“, sagte ein Vertreter der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre 2020.
Sklavenhaltung am Amazonas: Weiterhin wird VW do Brasil für die Jahre 1974 bis 1986 vorgeworfen, auf einer vom Konzern betriebenen Farm im Amazonasbecken „moderne Sklaverei“ ausgeübt zu haben. Mithilfe des Militärregimes hatte VW auf einer Fläche von der Hälfte des Saarlands eine Rinderfarm gekauft. Tausende Arbeiter:innen wurden dort festgehalten und misshandelt; eine medizinische Betreuung wurden ihnen verwehrt. Nach Zeugenaussagen kam es auch zu Vergewaltigungen und zu Morden.
Die Angelegenheit wird mittlerweile vom brasilianischen Staat verfolgt. Die dortige Bundesstaatsanwaltschaft hat vorgeschlagen, dass VW den Betroffenen bzw. ihren Hinterbliebenen eine Entschädigung von insgesamt 30 Millionen Euro zukommen lässt. VW lehnt eine Entschädigung und jene Verantwortung ab, mit der Begründung dass die betroffenen Menschen über Drittfirmen auf der Farm beschäftigt gewesen seien.
Auf der Jahreshauptversammlung 2023 von VW rechnete ein Vertreter der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre vor, dass sich allein die aktuellen Erhöhungen der Bezüge, Boni und Gehälter der VW-Vorstandsmitglieder auf 27 Millionen Euro beliefen. Er kommentierte: „Dieses Geld steht den ehemaligen Sklavenarbeitern zu! Statt eigene Boni zu erhöhen, sollte der Volkswagen-Vorstand sich endlich seiner historischen Verantwortung stellen.“
Abgasskandal und Klimaziele
Im September 2015 wurde durch Veröffentlichungen der US-Umweltbehörde EPA bekannt, dass VW zur Senkung der Abgaswerte von Dieselfahrtzeugen eine illegale Abschalteinrichtung in die Motorsteuerung eingebaut hatte. Damit sollten die gesetzlichen Abgasnormen umgangen werden. Das Ausmaß des Betrugs wurde zunächst geleugnet und kam erst nach und nach heraus. Ebenso wurde bekannt, dass auch andere Autohersteller wie Mercedes-Benz illegale Software verwendet hatten. Haupttäter blieb aber der VW-Konzern, bei dem weltweit Millionen Diesel-Fahrzeuge betroffen waren.
Stickoxid NOX: Statistisch führten die überhöhten NOX-Werte wissenschaftlichen Berechnungen zufolge zu vielen tausend vorzeitigen Todesfällen, weil sie Risiken wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder Lungenkrankheiten förderten. Wikipedia schreibt: „Dieselfahrzeuge stoßen um den Faktor 4 bis 7 mehr Stickoxide im realen Fahrbetrieb aus als bei den Tests der Typenzulassung. Dadurch wurden jahrelang falsche Abschätzungen für den Beitrag des Straßenverkehrs zu den Luftgrenzwerten verwendet. (…)Durch die überhöhten Schadstoffemissionen der VW-Modelle sowie durch daraus resultierende Gesundheitsschäden und vorzeitige Todesfälle ergaben sich im Zeitraum 2009 bis 2015 allein in Europa und den USA Kosten in Höhe von 39 Milliarden US-Dollar, der Großteil davon in Europa.“
Somit ist erwiesen, dass der VW-Konzern wissentlich und in betrügerischer Absicht die Umwelt massiv geschädigt, Millionen ahnungsloser Kund:innen hintergangen und unzählige Menschen gesundheitlichen Gefährdungen ausgesetzt hat. Schon insofern ist es fragwürdig, wenn VW als Sponsor und Partner im Sport auftritt, der ja eigentlich der Gesundheit dienen soll.
Kohlendioxid CO2: Im Zuge des Skandals wurde bekannt, dass bei geschätzt 800.000 VW-Fahrzeugen der Kraftstoffverbrauch zu niedrig angegeben worden war und die Fahrzeuge daher mehr Kraftstoff (hauptsächlich Diesel, aber auch Benzin) verbraucht hatten. Entsprechend wurde dadurch auch erheblich mehr Kohlendioxid emittiert. Kohlendioxid ist unmittelbar für Menschen ungefährlich, aber seine Emission schädigt das Klima.
Klimaziele: Dem VW-Konzern wird vorgeworfen, dass er zu lange am Verbrennermotor festhält und dazu beiträgt, anerkannte und notwendige Klimazeile zu torpedieren.
Die Gruppe Kritischer Aktionärinnen und Aktionäre monierte auf der VW-Jahreshauptversammlung 2023: „Die klimaschädlichen Emissionen der gesamten VW-Wertschöpfungskette sind 2022 gegenüber 2021 um über 8 Prozent gestiegen und liegen nun bei fast 400 Mio. t CO2. Zum Vergleich: Das ist fast die Hälfte der Emissionen, für die ganz Deutschland letztes Jahr verantwortlich war. Der Flottenausstoß von durchschnittlich 119 g CO2/km nach WLTP stagniert und liegt über dem Wert bspw. von Mercedes-Banz (115 g CO2/km). Das knappe Einhalten der EU-Vorgaben ist nur möglich, weil Plug-in-Hybride weiterhin mit extrem niedrigen und unrealistischen Normwerten in die Berechnungen eingehen.“ Mit anderen Worten: weil weiterhin geschummelt wird.
Den Ausstieg aus den fossilen Verbrennermotoren hat VW für 2033 bis 2035 angekündigt, wobei weltweit der Verkauf noch bis 2040 weitergehen soll. Laut Greenpeace reicht dies keinesfalls aus, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Die Differenz zwischen den von VW geplanten und eigentlich notwendigen Emissionsminderungen liege bei zwei Milliarden Tonnen CO2. Greenpeace hat daher Klage eingereicht mit dem Ziel, VW bereits bis 2030 zum Produktionsende der Verbrennermotoren zu zwingen. Das 1,5-Grad-Ziel war 2021 in einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutzgesetz der Bundesregierung als Leitwert anerkannt worden.
Auch in anderer Hinsicht wird dem Konzern „Greenwashing“ vorgeworfen. Eine NDR-Sendung kritisierte im Juli 2023 den Firmenbesitz von acht Privatjets (sechs für Volkswagen, zwei für Porsche) trotz der gleichzeitigen ständigen „grünen Versprechen“ in der Werbung. Für die Jets wurden zwei eigene GmbHs gegründet, um Steuern zu sparen. Ein Viertel der Flüge seien Privatflüge der Topmanager, darunter viele Urlaubsflüge. Die gesamte Flotte verbrauche pro Jahr so viele Treibhausgase wie 6.000 Durchschnittsdeutsche.
In gleiche Richtung zielt die Kritik am Plan der Konzerntochter Audi, in die Formel 1 einzusteigen. Die Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre nennen einen „solchen Neueinstieg in eine Rennserie mit Verbrennermotoren kontraproduktiv“, weil er „ein schlechtes Zeichen“ setze.
Diese Beispiele zeigen deutlich, dass der VW-Konzern Umwelt- und Klimaziele nicht ernsthaft und nachhaltig verfolgt. Das alles kollidiert mit der vielfach erklärten Absicht von DFB und UEFA, aus der Europameisterschaft 2024 eine Veranstaltung mit Vorbildcharakter in Sachen Umwelt und Nachhaltigkeit zu machen, die „nachhaltigste Fußball-EM aller Zeiten“ nämlich, und damit nichts weniger als einen „Impulsgeber für eine nachhaltige Entwicklung der deutschen und europäischen Gesellschaft“. Große Worte. Doch wer Umweltziele ernsthaft verfolgen will, macht sich unglaubwürdig, wenn er gleichzeitig mit dem VW-Logo auf der Trainingsjacke herumläuft.
Fazit
Der Dachverband Kritischer Aktionärinnen und Aktionäre hat auf der Jahreshaupt-versammlung 2023 gefordert, Vorstand und Aufsichtsrat des VW-Konzerns die Entlastung zu verweigern. Der DFB sollte diesem Vorbild folgen und die Sponsorenschaft im Juli 2024 auslaufen lassen. Weder in Sachen Nachhaltigkeit noch in Menschenrechtsfragen zeigt sich der VW-Konzern als ein glaubwürdiger Partner.
Aufgrund seiner nationalsozialistischen Vergangenheit und der früheren massiven Menschenrechtsverletzungen in VW-Werken von Brasilien und Südafrika müsste der Konzern für Menschenrechtsfragen besonders stark sensibilisiert sein. Doch dies ist er offensichtlich nur auf dem Papier und in Sonntagsreden. In der Praxis bleibt es bis heute bei den alten Verhaltensmustern: Verschweigen, Verharmlosen, die Zuständigkeit und die Verantwortung abstreiten, so lange es geht.
Mit diesem Vorgehen passt er zwar in gewisser Weise zum DFB, der sich in der Vergangenheit wiederholt ähnlich verhalten hat. Aber gemessen an den offiziellen Ansprüchen des DFB gerade in Menschenrechts- und Nachhaltigkeitsfragen ist VW eindeutig ein unpassender Sponsor.